Maske:
Kommunist

Sowjetmacht plus Elektrifizierung, hatte Lenin gesagt, ergebe Sozialismus. Es war zu einfach gedacht. Diese Maske zu bauen, aus einem Backstein und zwei roten Lumpen, war ein Stück Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit. 1968 suchte eine ganze Generation den Weg zur Gleichheit aller Menschen. Dabei hatte der kluge Zürcher Sozialist Karl Bürkli schon im 19. Jahrhundert gesagt, es gehe um die Harmonie der Ungleichen.

Lebenszickzack: Biographisches

Curriculum Vitae

 

Geboren am 27. Oktober 1948 in Kreuzlingen TG.

Schweizer Bürger zwar, von Zürich und Uitikon ZH, mit Wurzeln väterlicherseits in Ungarn, Herkunft mütterlicherseits aus dem schwäbisch-süddeutschen-schweizerischen Raum.

 

 

1954–1960

Umzug der Familie nach Uitikon Waldegg, eine fette Zürcher Vorortsgemeinde, und Besuch der Primarschule. Ich war ein aufgeweckter Junge, ein Ärger für den ordnungsliebenden Primarlehrer, der mich zeitweise nur als «Meister Wottreng» ansprach. Wir ärgerten uns jahrelang gegenseitig.

 

1961–1967

Besuch des damals neu erbauten Gymnasiums Freudenberg in Zürich Enge, mit Griechisch und Humanismus. Da zeichnete ich Plakate für Konzerte und entwarf Kostüme für Schülertheater. Und engagierte mich als Präsident der Schülerorganisation.

 

1968–1972  

Phil-I-Studium der Geschichte in Zürich. Studiert haben wir nicht so viel, mehr diskutiert – im Odeon, im Select, im Malatesta. Aber auch das trug zur Bildung bei. Dazwischen ein Studienjahr in Frankfurt, wo ich die Spätzeit der Frankfurter Schule erlebte - und dies in einer Wohngemeinschaft mit dem superklugen frühverstorbenen Ruedi Lüscher. Es waren zweifellos gute Zeiten. 

 

1968 und folgende

Redaktor des «zürcher student», Vorstandsmitglied des Verbandes Schweizerischer Studentenschaften VSS und aktiv in der sogenannten Achtundsechzigerbewegung.

Wo ich in die maoistische Szene geriet, die anfangs besonders freiheitlich schien und dann in totalitärer Enge verendete. Ich habe nie verheimlicht, dass ich Aktivist der maoistischen Kleinpartei "Kommunistische Partei der Schweiz / Marxisten-Leninisten" war. Es ist Teil meines Lebens - und meines Engagements für eine bessere Gesellschaft. Leider der falsche Weg eines lebenslangen Romantikers.

 

1973  

Abschluss an der Philipps-Universität in Marburg an der Lahn als Magister Artium (M. A., nicht dasselbe wie der heutige Master). Dies m Hauptfach "Wissenschaftliche Politik" und in Philosophie bei den Professoren Wolfgang Abendroth und Hans Heinz Holz. Man lese ihre eindrücklichen Biographien in Wikipedia. Ich war privilegiert, das Studium bei ihnen abschliessen zu können.

 

1972–1978

(Einstiegsjahr unsicher.) Lehrer für allgemeinbildende Fächer an der Gewerbeschule Zürich (heute: Berufsschule). Ich habe mich engagiert im Unterricht, doch irgendwann legte sich meine Lust, von der Arbeit müden Maurern und in der Schulwärme hindösenden Sanitärmonteuren und anderweitig interessierten Hochbauzeichnerinnen Bildung beibringen zu wollen.

 

1979–1986

Buchhändler mit eigener Buchhandlung für Politik, Geschichte, Literatur (Buchhandlung «Seefeldstr. 71», dann an der Stauffacherstrasse 151). Na ja, das Sortiment war doch eher eng.

 

1987–1993

Alleinredaktor (und Buchhalter und Zeitungsverträger) der SBB-Kundenzeitschrift «Bahnhofblatt», die im Zusammenhang mit der Planung der S-Bahn und dem Projekt der Gleisüberbauung HB Südwest erfunden worden war.

 

1993–1997

Freier Journalist BR im Pressebüro «puncto» in Bern, Artikel für NZZ (Wochenende), Tages-Anzeiger, Weltwoche u. a. Schwerpunktthemen «Alltagskultur und Kulturgeschichte». Jede Woche 1, 2, 3 Artikel schreiben, kommt mir allerdings mit der Zeit mühsam vor. Wie Salami-scheibeln.

 

1994–1998

Mitarbeit auf dem Pressebüro der Universität Zürich und Entwicklung des Magazins «Uni-Report» – mit dem Presseverantwortlichen Heini Ringger. Das Produkt erhielt 1999 eine Auszeichnung der Schweizerischen Akademie der Naturwissenschaften.

 

1997–2002

Redaktor der damals linksliberalen «Weltwoche», nacheinander für die Bereiche «Forum», «Extra», «Inland». Mein liebstes Stück: ein Artikel über die Schwierigkeiten, Verpackungen aller Art sauber zu öffnen («Aufriss in der Küche»): Hinauswurf durch den neuen Chefredaktor Köppel, der das Boot auf Rechtskurs brachte.

 

2002 -2013

Redaktor bei der «NZZ am Sonntag», im Ressort «Hintergrund und Meinungen». Entwicklung und Betreuung der Kolumne «Nachruf», die gemäss wiederholten Publikumsbefragungen beliebt war. Bis zu meiner Pensionierung habe ich knapp 500 Nachrufe geschrieben. Miniaturen zur Lokal- und Weltgeschichte.

 

2010 -2012

Dozent am Medienausbildungszentrum MAZ für den Kurs «Die grosse Kiste». Wie schreibe ich ein Sachbuch - samt Finanzierung, Verlagssuche, Rechtsfragen.  

 

2014

Ich bin AHV-positiv und vermisse keine Tagesstruktur in einem Büro. Ich bin glücklich, dass ich das - zusammen mit meiner Frau Gertrud - gesund erleben darf.

 

ab 2014

Ich wirke als Geschäftsführer der Radgenossenschaft, der traditionsreichen Dachorganisation der Schweizer Jenischen und Sinti. Meine Motivation für die Übernahme dieses schwierigen Jobs: Man hilft Freunden dann, wenn sie in Schwierigkeiten sind, nicht wenn es ihnen gut geht. Der Rassismus, der sich gegen diese Organisation richtete, war unerträglich. 2016 haben wir zusammen mit Mitstreitern erreicht, dass die Jenischen und die Sinti der Schweiz als nationale Minderheit anerkannt wurden - unser grösster Erfolg. Manchmal sagt der Präsident zu mir: "Du bist vom Typ her ja fast ein Jenischer - mit Deinen Lothringer Vorfahren."

 

2015

Im neuen Lebensabschnitt darf ich noch einmal neu anfangen. Im Bilgerverlag erscheint mein erster Roman: "Lülü". Weitere werden folgen. Literarisches Schreiben ist ein Sprung ins Reich der Freiheit. Bei historischen Biographien ist der Autor immer ein wenig Schmarotzer, er lebt vom Leben anderer. Beim Roman erfindet er auf weissen Seiten eine neue Welt. 

 

2017

Mein zweiter Roman erscheint: "Denn sie haben daran geglaubt". Ueber alternde Achtundsechziger und das einstige Sympathisantenmilieu des Terrorismus. Weitere Arbeiten folgen. Mit meinem dritten Roman "Ein Irokese am Genfersee", ebenfalls im Bilgerverlag erschienen  mit dem Zusatz "Eine wahre Geschichte", werde ich eingeladen, an den 41. Solothurner Literaturtagen 2019 zu lesen. Es ist eine Ehrung als Schriftsteller.

 

Frühling 2017

Kandidat auf der Gemeinderatsliste der Alternativen AL im Kreis 4/5. Auf der Liste weit hinten als Stimmen-Zuträger. Ein bisschen Unruhe muss sein.

 

2018

Zu meinem Siebzigsten gebe ich in meinem eigens dafür gegründeten "Chalamala"-Verlag eine Publikation zu Herkunftslinien meiner Lebenspartnerin Gertrud Germann und von mir selber heraus: "Graue Flecken in Familiengeschichten. Zwei Studien über jenische Milieus in der frühen Neuzeit." Darin verfolge ich die Linie von Gertruds Mutter namens Messerli ins Rüschegg-Gebiet, und die Linie der Namensträger Wottreng oder Vautrin. Sie führt zurück ins damals ungarische Banat und dort aller Wahrscheinlichkeit in ein Milieu von "deutschen Zigeunern", wie die sehr gemischte Volksgruppe damals offenbar offiziell hiess. Und zuvor ins ärmste Milieu von französisch Lothringen, wo nach dem dreissigjährigen Krieg viel Armutsvolk lebte. Unter anderem meine Vorfahren, die ihre Heiratsurkunde  mit je einem Kreuzchen unterschrieben. (Wottreng: Familiengeschichten über jenische Milieus, ISBN: 978-3-033-06675-5, zu beziehen beim Autor für Fr. 10.- plus Versandspesen)

 

2019

23. August-29. September. Ich stelle erstmals seit Jahren, nein: seit Jahrzehnten Gemälde aus. Dies im kleinen, aber feinen Kulturzentrum im Letzibad ("Aquarium-Galerie im Max Frisch Kunst-Bad"). Und zwar 17 Acryl-Bilder im Format 100 x 100. Die Retrospektive steht unter dem Titel "Kleine Weltgeschichten auf Leinen". Ich habe kurz nach der Vernissage schon Lust, dies wieder einmal zu tun. Danke an den Kulturverein KULT.Kulturverein 

 

Ab 7. Dezember 2019: Es folgt im selben Jahr, kurz nach der Gemäldeausstellung, die Teilnahme an der grossen Ausstellung "Kunstmeter" von Ralph Baenziger im "Art Dock". Ich kann in einer Koje eine Siebner-Auswahl meiner Masken präsentieren. Und dann folgt noch eine Gemäldeausstellung in der Zürcher "Lebewohlfabrik" im Mai/Juni 2021. Was soll ich einmal mit all meinen Gemälden machen? Eine Art Potlatsch mit Selbstbedienung nach meinem Tod?

 

2020

Im Bilgerverlag erscheint "Jenische Reise", Untertitel: "Eine grosse Erzählung". Vielleicht mein wichtigstes Buch. Er erzählt die Geschichte der tausendjährigen Anna und zeigt damit eine Vielzahl von Facetten jenischer Kultur; zugleich ist es eine Auseinandersetzung mit einem Strang meiner eigenen Herkunft. Ich offe, es wird ein Klassiker: Die Erfindung der grossen jenischen Legende, die es nie gab.

 

2022

Im November 2020 wurde ich Gemeinderat der Stadt Zürich. Nachgerutscht auf der Liste der AL. Als einer, der seit 50 Jahren im Quartier lebt, engagiere ich mich für ein buntes sozial vielfältiges Quartier. Als Geschäftsführer der Radgenossenschaft bin ich zudem der erste Stadtparlamentarier aus der jenischen Community, und ich hoffe, von daher Sensibilität für alle Minderheiten zu haben. Ich habe zusammen mit Fraktionsmitgliedeern Vorstösse zu Sanspapiers, Asylsuchenden, prekär Arbeitenden, gekündigten Mieterinnen und Mitern und eben Jenischen eingereicht. und bei den Wahlen 2022 verlor ich meinen Sitz: Wie gewonnen, so zerronnen.

 

Altern ist eine anstrengender Job. Nach einer schwererern Corona-Erkankung mit Spital und Reha gleich zu Beginn der Pandemie musste ich mich dieses Jahr zwei heftigen Operationen unterziehen, beide nach Diagnosen von Problemen mit potentiell tödlichem Verlauf. Beide sind zum Glück voll gelungen, dem Stadtspital sei Dank. Aber ich fühle mich nun wie ein Fisch, der vom Seeadler mit einer Pranke erwischt worden ist und hätte in die Höhe gezerrt werden sollen,  ihm aber mehrmals entkommen ist. Fischlebendig.

 

Im Spätsommer 2022 beginne ich wieder zu malen. Neu auf dem iPad. Eine moderne Technik. Frische Bildwirkung. Malerischer Eindruck trotz Computer. Keine Stapelware mehr im Abstellzimmer. 

 

2023

Vor fünf Jahren initierte ich eine Arbeitsgruppe, welche  nach fünf Jahren konzeptioneller und redaktioneller Arbeit im März 2023 ein Schullehrmittel über Jenische, Sinti und Roma herausgeben konnte. Dies in Zusammenarbeit mit einem Team der Pädagogischen Hochschule Zürich. Das Lehrmittel folgt dem Prinzip  "Nichts über uns ohne uns" und gilt deshalb als pionierhaft: "Jenische–Sinti–Roma. Zu wenig bekannte Minderheiten in der Schweiz". Hg. Arbeitsgruppe Jenische–Sinti–Roma. Als Open-Source-Angebot auf der Website der Stiftung Erziehung zur Toleranz (SET) und als selbständiges Buch für den Buchhandel im Münsterverlag Zürich.:(Münsterverlag, Zürich 2023, ISBN 978-907301-54-8)

 

2024 Ich stelle einige meiner iPad-Gemälde in der Gruppenausstellung im Art Dock Zürich aus. Thema "Stadt-Idyllen". Es ist der Beginn von gleich mehreren Ausstellungsgelegenheiten. Ich freue mich, mit dieser Techik an die Öffentlichkeit treten zu können. Das war einer der Wünsche für 2024.
   

Film-Berichte

 

Kurzinterview im „Tages-Anzeiger“ über den Tod:

http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Der-Tod-ist-schlicht-ein-Schrecken/story/12495988


Trailer zum Film von Veronika Minder, „My Generation“:

http://www.art-tv.ch/8915-0-My-Generation.html


Art-TV über die Ausstellung „Zürich bewegt“ im Stadthaus Zürich:

http://www.internettv.ch/regionen/zurich/zuerich-bewegt


Kulturplatz des Schweizer Fernsehens über das Buch „Deubelbeiss & Co“:

http://www.srf.ch/player/tv/kulturplatz/video/deubelbeiss-amp-co--–-die-geschichte-des-legendaersten-gangsterduos-der-schweiz?id=d1fee469-e0f8-4744-8007-91fe8cbc1a9b (nicht mehr abrufbar)

 

Kultuplatz des Schweizer Fernsehens über das Buch "Denn sie haben daran geglaubt", Interview mit dem Autor über 1968, 27. April 2017

https://www.srf.ch/kultur/literatur/niemand-redet-ueber-die-schweizer-raf-sympathisanten

 




Preise

   
1994 

Zürcher Journalistenpreis für einen Text über den 31er Multikulti-Bus in Zürich.

 

1997 

Kulturelle Ehrengabe der Stadt Zürich für das Buch zur Zürcher Kriminalgeschichte «Nachtschattenstadt»

 

2003 

Werkbeitrag der «Pro Helvetia» für das Buch «Die Millionärin und der Maler».

 

2006 und 2008 

Rangierung als «Kulturjournalist des Jahres 2006» (3. Rang) durch die Fachpublikation «Schweizer Journalist». Dieselbe Rangierung zwei Jahre später.

 

2010 

Förderbeitrag der UBS-Kulturstiftung für das Buch «Zigeunerhäuptling»

 

Vor ziemlich langer Zeit  Im österreichischen Bad Kleinkirchheim habe ich in den 1990er Jahren – kein Witz – einen «Schnaps-Preis» gewonnen für eineTagi-Reportage übers Schnapsbrennen 
 

 

 

   
   
   

Ausstellungen

   
1991 

«DDR – Deutsche Dekorative Restbestände», Ausstellung als Kurator, zusammen mit jungen Puppenspielern aus Ostdeutschland, über die Reste des einstigen DDR-Alltags, den sie als Jugendliche erlebt hatten, im Off-Scene-Raum «Kunsthaus Oerlikon» an der Konradstrasse.

Die Ausstellung ist ausführlich besprochen im Buch von Christian Gaubert: "DDR: Deusche Dekorative Restbestände?", Metropol-Verlag, Berlin 2019.

 

1992 

«Ueberlebenskunste», Kunstausstellung in der Zivilschutzanlage Antoniusschacht Zürich, zusammen mit Andreas Niederhauser, im Rahmen des «Kunsthauses Oerlikon». Darin etwa ein recht früher Auftritt von Pipilotti Rist.

Zur Ausstellung erschien die Publikation: Kunsthaus Oerlikon (Hrsg.) "Überlebenskunst. Dokumentation zur Kunstausstellung in der Zivilschutzanlage Antoniusschacht." Willi Wottreng / Andreaas Niederhauser (Red..), Zürich 1993.. 

 

2002 

«Nomaden in der Schweiz». Ausstellung im Stadthaus Zürich, zusammen mit dem Fotografen Urs Walder, dessen Fotos den Kern der Ausstellung bildeten, zur Kultur der Jenischen, Sinti und Roma in der Schweiz.

 

2005 

«zunderobsi – Revolutionäre Zürcher/Innen», Ausstellung im Stadthaus Zürich über eigenwillige Zürcher Persönlichkeiten, ich wirkte als Kurator zusammen mit Heinz Kriesi als Gestalter. Dazu erschien eine Begleitpublikation, gestiftet vom Bankier Hans Vontobel.

 

2006 

«Zürich 4 Paris 18» – Eine Städtepartnerschaft zwischen zwei Aussenseiterquartieren, organisiert vom «Verein 2x2». Ich weilte 2006 für zwei Wochen in Paris, habe dort das dunkelhäutigste Quartier – die Goutte d Or – erleben dürfen und habe die Textarbeit dann an einer Ausstellung im Zeughaus präsentiert.

 

2008 

«Kriminell» – Eine Ausstellung im Stadthaus Zürich zur Zürcher Kriminalgeschichte des 20. Jahrhunderts. Mit 24 Fallbeispielen. Mit Heinz Kriesi als Gestalter. Ein Teil der Ausstellung wird heute präsentiert im nichtöffentlichen Museum der Stadtpolizei Zürich unterm Lindenhof. 

 

2011

Ausstellung im Stadthaus Zürich unter dem Titel «Zürich bewegt». Mit 600 Pressebildern und einer wunderbaren Installation von Heinz Kriesi. Wie auf Filmstreifen zog die Stadtgeschichte seit 1950 an einem vorbei.

 

2015

"Skizzen kritzeln – Wenn die Hand denkt", Ausstellung über ein unbekanntes Medium, die Krizelei von Hand. Zusammen mit Nadine Schneider, Josiane Imhasly und Heinz Kriesi.

 

2017

Mitwirkung als Kurator an der Wanderausstellung der Radgenossenschaft "Deine unbekannten Nachbarn - Das Volk der Jenischen und die Sinti", mit der bewährten szenischen Hilfe von Heinz Kriesi und dem grafischen Gestalter Markus Roost. Die Ausstellung wurde schon an der Hochschule Luzern, an der Hochschule Basel und anderswo gezeigt.

 

   
   
   
   

Kreis 4

   
Seit 1953 

Schulbesuch und Jugend in einer Mittelstandssiedlung hinter dem Uetliberg, wo man hinaufblickte zur nächsten Renommierstufe (Schwimmbad, Dienstmädchen, Direktortitel, Porsche). Doch wurde ich früh hinabgezogen in die Niederungen des Kreises 4.

 

1956 

Etwa als achtjähriger Knirps machte ich mit in der Jugendorganisation der «Wölfli» im Kreis 4. Abteilung «Walter Tell» mit den gelben Wolfskopf-Abzeichen am Aermel, Besammlung hinter der Kirche Peter und Paul. Ich erinnere mich an Zeitungssammlungen im Quartier.Irgendwann wurde ich Wölfliführer; frei vom Willen, Direktor zu sein, war ich offenbar nicht.

 

1958 

Kurze Zeit später besuchte ich den Handorgelunterricht bei einem Herrn Bodenmann neben dem damaligen Cooperativo am Werdplatz. Ueber einen silbernen Kranz kamen wir an den Folkloretournieren nie hinaus. Die heimliche Liebe zur Folklore hatte ich aber noch in mir, als wir später die Internationale sangen.

 

1976 

Mitte siebziger Jahre zog ich als Wochenaufenthalter in den Kreis 4 – das berüchtigte Aussersihl –, zuerst an die Hohlstrasse, dann an die Müllerstrasse, wo ich eine Buchhandlung führte. Heute lebe ich da an der Stauffacherstrasse. In der Nähe wohnt auch meine Partnerin. Die Bäckeranlage ist unser Garten.

 

2009-2016

 

 

 

 

wirkte ich mit in der «Kulturintendanz Rosengarten», die im einstigen Restaurant Rosengarten an der Kalkbreite Veranstaltungen anbietet. Die Initiative ist ein Ableger des genossenschaftlichen Überbauung an der Kalkbreite, die in energiepolitischer wie sozialpolitischer Hinsicht pionierhaft sein will.

 

2017 

 

 

 

 

Ich lasse mich aufstellen im Stadtkreis 4/5 als Kandidat der AL, Alternativen Liste, für die Gemeinderatswahlen 2018. Ich unterstütze die AL in diesen Wahlen, weil ich finde, es braucht eine Kraft mit autonom denkenden Köpfen - und ein sozial engagiertes, urban orientiertes Sammelbecken. 

 

2024 Ich unterzeichne als Mit-Initiant die sogenannte "Uferschutz-Initiative". Sie will die Einrichtung einer Planungszone mit Hochhäusern entlang der Gewässer, etwa im Kreis 5, verhindern. Hochhäuser sind gut, wenn sie gut konzipiert sind und am richtigen Ort stehen. Auch wenn sie tendenziell weniger ökologisch sind, zu teureren Wohnungen führen, und etwa ab dem sechsten Kontakt den sozialen Kontakt mit dem Quartiervolk verhindeern. Aber an den Ufern der Gewässer braucht es Uferzonen mit Raum für die Erholung von Menschen und Natur.
   
   
  Es braucht lange, bis man sich in einem Stadtteil zu Hause fühlt wie in einem Dorf. Doch je länger ich hier wohne, um so mehr weiss ich, dass es Geheimnisse gibt und gab. – Wie war das zum Beispiel mit den Stadt-Jenischen rund um die Hellmutstrasse? Eines von vielen unerforschten Kapiteln, Jenische haben mir davon erzählt.  

Lesestück: «Zur Familiengeschichte»

 

Herkunft aus dem Banater und aus der Mischbevölkerung Lothringens

Referat am 14. April 2023 im Schloss Lunéville im Rahmen der 250-Jahr-Feier der Auswanderung aus Lothringen ins Banat, die Nachfahren von einstigen "Banatern" zusammenbrachte.

 

 

Liebe Anwesende, liebe Veranstalter und Gäste, Freunde, entfernte Cousins und Cousinen, Historikerinnen und alle Interessierte

 

Es ehrt mich, hier sprechen zu dürfen. Als einzelner Nachkomme einer grossen kollektiven Bewegung.

 

Es ist noch nicht alles gesagt und erforscht, was die Auswanderung aus Lothringen ins Banat betrifft. Ich präsentiere die Geschichte meiner Familie als Beispiel für neue Fragestellungen.

 

Ich bin aufgewachsen in der Deutschschweiz mit einem seltsamen Namen: Wottreng. Es gab im ganzen Land keine anderen Menschen dieses Namens. Und in den Familienerzählungen gab es eine Leerstelle. Knapp wusste man, dass der Grossvater den Namen aus dem damaligen Ungarn hergebracht hatte. Aus einem Ort Kikinda, das heute in Serbien liegt. Ich hatte zudem als junger Mann eine etwas dunklere Haut als andere und wurde von Zöllnern oft herausgepickt.

 

Die unklare Herkunft liess mich ein Leben lang nicht los. Als Historiker und Journalist habe ich recherchiert, hartnäckig, über Jahrzehnte.

 

Der erste Vorfahre, dessen Auswanderung aus Lothringen bezeugt ist, war Johannes Claudius Vautrin aus Fribourg (Moselle), damals Fribourg-l’Evêque. Das liegt hier in der Nähe zwischen Dieuze und Saarburg. Er war geboren 1742, verheiratet mit einer Anne-Catherine Louis im selben Fribourg. Aber eigentlich hiess er nicht Vautrin. Gemäss dem Eintrag (Nr. 3475 für die, die nachschlagen wollen) im Familienbuch von Josef Kühn über Saint Hubert, Charleville und Seultour hiess er Vaudrien.[1] Ich höre «Vaut rien»! Ich lache. Und ich freue  mich über die Entdeckung. Bei seiner Verheiratung hat er keine Berufsangabe, er wird bezeichnet als Sohn eines Manœuvre, eines Mannes ohne eigenen Boden. Seine Frau ist «Tochter», Tochter eines Webers. Alle drei – die Eheleute und der Vater des Bräutigams – unterzeichnen die Ehe-Urkunde mit einem Kreuz. Wenig später wandern sie aus. Am 5. Mai 1770 wird die Ankunft des Paars vom Kolonisationsbüro in Wien registriert.

 

Sie erhielten Land zugeteilt im neu gegründeten Seultour. Später zog Claudius nach Saint Hubert. Wahrscheinlich nach einer neuen Heirat. Dreimal verheiratete er sich nach dem Tod seiner Frau. Er wurde zum Stammvater einer grossen Familie. Und noch später finden sich Ableger in den Städten Kikinda und Szeged.

 

Es war nicht die einzige Entdeckung, die mich staunen machte, dieser Vaudrien. Ich denke immer wieder über ein Foto nach, das mir ein Wottreng-Nachkomme in Klagenfurt gegeben hat – eine Stadt in Kärnten, Oesterreich, wo viele Banater nach dem Zweiten Weltkrieg landeten. Das Bild, aufgenommen 1911, zeigt meine Grosseltern im Kreis von Cousins.

 

Man trinkt en famille, Schnäuze, gepflegte Damenfrisuren, selbstproduzierte Musik. Eine kontrollierte Heiterkeit. Ein Hauch von Urbanität.

 

Bei der Einwanderung 1770 war eingetragen worden: «Klaudius Wotreng, ein Bauer aus Lothringen – zwei Personen.»[2] Ich bezweifle, dass sie Bauern waren. Sie nannten sich wohl Bauern in Hinblick auf ihr Ziel, im Banat Land zu erhalten und es bebauen zu können. Die vielen Vautrin-Familien waren schon in Lothringen meist keine Bauern, und im Banat auch nicht. Es waren eher Handwerker und Taglöhner.

 

Mein Grossvater war als Barbier in die Schweiz gekommen. Sein Vater in Kikinda war ein Manœuvre, also eben ein Handlanger oder Taglöhner. Unter den Banater Vautrin gab es mehrere Schneider, einen Weber, einen Schnapsbrenner, einen Schlosser. Und einen Spengler, der offenbar phantastische Dachaufsätze machte und zudem Zähne ziehen konnte und auch schröpfen. Es gibt eine Schauspielerin und eine Friseurin. Einen weiteren Barbier Wottreng aus meiner Familie lernte ich persönlich in Klagenfurt kennen.

 

In seinem Besitz waren drei Celli, was mich wunderte.

 

Und dann entdeckte ich, dass es eine Musikkapelle gegeben hatte: Die «St. Huberter Wottrengsche Musikkappelle».[3] Gegründet im Jahr 1912 von Wilhelm Wottreng, Schaschang Wilm genannt; Schnapsbrenner und ein Grosscousin meines emigrierten Grossvaters. Die Kapelle umfasste zwei bis drei Violinen, ein Cello, zwei Bratschen und eine Bassgeige. Sie spielte häufig in Restaurants auf, mit Csárdás, Mazurka, Walzer, Polka. Schwäbische Volkslieder scheinen jedenfalls nicht das Hauptrepertoire ausgemacht zu haben. Der Gitarrist auf dem Familienfoto ist ebenfalls ein Grosscousin.

 

1903 kam mein Grossvater Johann Wottreng also in die Schweiz und machte eine bemerkenswerte Karriere als Barbier im aufstrebenden Casino- und Hotelort Montreux am Genfersee. Da zog es vornehme Damen und Herren hin. Auch Menschen aus Österreich-Ungarn, deren Locken und deren Moustaches gepflegt werden wollten. Zufällig machte mein Bruder, der als Kurator im Verkehrsmuseum in Luzern wirkte, ebenfalls eine Entdeckung. Er entdeckte im Innern eines Tramwagens der ersten elektrischen Strassenbahn der Schweiz, die von Vevey über Montreux nach Chillon führte, eine Emailtafel. Sie machte Werbung für das Coiffeurgeschäft Wottreng. Eine kühne Sache. Der Mann muss innovativ gewesen sein. Emailtafel und Strassenbahn waren das Allermodernste. Und eine beträchtliche Investition. Das Bild zeigt das Tram, das Wageninnere mit dem Emailschild, und die Werbung für das «Maison de premier ordre J. Wottreng»

 

Und dieser Grossvater hinterliess einen Enkel, der ebenfalls einen etwas eigenwilligen Lebensweg ging. Und der jene unbekannte Herkunft in der Familie aufdecken wollte. Eben mich. Es ist für das Verständnis wichtig zu wissen, dass ich mich als Journalist jahrzehntelang mit Menschen am Rand der Gesellschaft beschäftigt habe. Unter anderem mit sogenannten Jenischen. Jenische nennt sich eine Volksgruppe, die man politisch unkorrekt als einheimische Zigeuner bezeichnen könnte. In der Schweiz als einzigem kontinentaleuropäischem Land sind sie als nationale Minderheit staatlich anerkannt. Ich selber bin seit zehn Jahren Geschäftsführer der ältesten bestehenden jenischen Organisation Europas, die sich «Radgenossenschaft der Landstrasse» nennt.

 

Nun entführe ich Sie in eine etwas überraschende Welt. Jenische stammen oft aus dem Raum Elsass-Lothringen. Und sozialhistorisch Interessierte wissen, dass Jenische oft zu den ärmsten Schichten der Gesellschaft gehörten. Bei jeder Armutsauswanderung der letzten Jahrhunderte aus einem europäischen Land, besonders nach Amerika, sind – das ist fast logisch – Jenische dabei gewesen. Nur bei der Auswanderung aus Lothringen und dem Leben von Lothringern im Banat ist nie von Jenischen die Rede.

 

Das Herzogtum Lothringen, aber auch die angrenzenden Gebiete, war ein Fluchtort für Randständige und Verfolgte.

 

Schauen wir, wie dieses Staatswesen um 1756 aussah. Ein verzetteltes Gebilde, mit mäandrierenden Grenzen.[4]  Sagen Sie mir, wie viele Grenzwächter Sie hier brauchen. Das war sicher ein Hin und Her von Menschen.

 

Dieses Fürstentum lag am Rand von gleich zwei grossen Reichen, Deutschland und Frankreich, oder eben dazwischen. Es gibt bekannte Geschichten von sogenannten Räuberbanden, die links und rechts des Rheins lebten, wo sie sich in den Wäldern, Sümpfen und Bergtälern versteckten. In Wirklichkeit waren diese Banden eher Verwandtschaftsnetze von armen Familien, die sich auch ausserhalb der Gesetze durchkämpften. Von jenischen Scherenschleifern, aber auch von Sinti oder Manouches, oft ausgedienten Soldaten. So gab es eine verzweigte lothringisch-hessische sogenannte Räuberbande. Zu den vor Gericht gebrachten Köpfen gehörte François Lambert – oder auch Lampert. Die Polizeiakten nennen ihn klar lesbar «Zigeuner» aus La Garde in Lothringen[5], das 25 Kilometer nordöstlich von hier im Naturpark Lothringen liegt. Er war mit seinem Sohn Lorenz beteiligt. Es gab Gruppen aus Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen und solche aus den Niederlanden. Justizakten jener Zeit erwähnen als «Zigeuner» ein Paar namens Catharina und Johannes Martinns aus Bergzabern. Sowie Johannes und Anna-Maria Laflör aus dem Raum Siegen.[6]

 

Die Zeichnungen aus der damaligen Zeit zeigen einige der in Giessen Verurteilten. Was sehen wir? Keine verwegenen Räuber, sondern zerlumpte Männer und Frauen aus der Unterschicht. Aber Männer mit widerständigen Mienen, Frauen mit offensiven Blicken. Unter den Angeschuldigten Vater und Sohn Lambert/Lampert, sie sind in der Bildlegende genannt.[7] Wahrscheinlich haben die Menschen der später aus Lothringen auswandernden Familien im Alltag nicht viel anders ausgesehen.

 

Warum wurde grad Lothringen zu einem solchen Vielvölkertopf? Das Deutsche Reich hat arme Delinquenten unter dem Titel Vaganten und Zigeuner systematisch verfolgt und an seine Ränder getrieben. Richtung Lothringen, im Süden auch Richtung Schweizer Alpen. Am Rand des Deutschen Reiches, nördlich von hier, gibt es die Stadt Cochem an der Mosel. Jenische wissen, dass «Cochemer» eine frühe Bezeichnung für Jenische ist. Und Cochemer Loschen eine Bezeichnung für Jenische Sprache. Doch die Leute wurden auch in Lothringen immer mal wieder verfolgt. Eine jenische Bekannte aus der Region erzählt mir, dass ihre Leute «peau de lapins» genannt worden seien. Hasenfelle. Da drauf konnte man schon einmal einen Schuss Schrot abfeuern. Die Verfolgungen im Deutschen Reich erfuhren einen Höhepunkt mit der öffentlichen Hinrichtung einer sogenannten «Zigeunerbande» in Giessen 1726. Giessen war eine deutsche Markt- und Universitätsstadt in Hessen etwas nördlich von Frankfurt. Hingerichtet wurden 28 Mitglieder der Lothringisch-Hessischen Gruppe. Darunter unsere Lamperts; Vater und Sohn.[8]

 

Ich sage nicht, dass alle unsere Vorfahren Randständige oder Verfolgte waren. Aber Lothringen war sicher ein Armeleute-Eintopf. Und ich sage: Es muss in der armen Bevölkerung Lothringens Jenische und Sinti gegeben haben. Vielleicht haben sie sich mit andern vermischt. Vielleicht haben sie ihre eigene Herkunft im Lauf der Jahrzehnte vergessen.

 

Lassen Sie mich nur von meiner eigenen Familie weiter erzählen. Die Wottrengs oder Vautrins, so zahlreich sie waren, gehörten nie zu den wichtigen Leuten im Banat. Sie übten keine Ämter aus. Kein Bürgermeister, kein Pfarrer, kein Lehrer. Einmal ein Messdiener. Auch unter den Lothringern waren sie offenbar eher am Rand. Einmal ist ein Vautrin Direktor der Bohnschen Ziegeleiwerke in St. Hubert. Das ist vor allem eine praktische Tätigkeit, scheint mir. Man muss mit Dreck und Wasser und Feuer umgehen können. Vermutlich ist es auch eine Aufsehertätigkeit. Ich könnte mir vorstellen, dass die Vautrins schon in Fribourg-l’Evêque in den Gipssteinbrüchen gearbeitet haben.

 

Meine Vorfahren im Banat verheirateten sich wiederholt mit Familien, die vielleicht auch nicht zu den Mächtigen gehörten. Und die auch untereinander vernetzt waren: Martin, Masson, Diepold, Lafleur. Ich weiss, dass es heute Menschen mit diesen Familiennamen gibt, die sich als «Jenische» bezeichnen. Hier in Lothringen. Ich kenne selber eine stolze jenische Familie Diepold bei Thionville, die vom Schrotthandel lebt. Ich weiss, dass es auch jenische Vautrins gibt, aber habe bisher keine Verwandtschaftsbezüge gefunden.

 

Seien Sie sie mir nicht böse, wenn ich dennoch einmal behaupte: Meine Familie Vautrin kann historisch gesehen zu den jenischen Bevölkerungsgruppen der frühen Neuzeit gezählt werden. Ich überlasse es den Historikern und Historikerinnen, sich weitere Gedanken zu diesem Thema zu machen. Möchte aber abtreten mit der Feststellung: Es ist nicht denkbar, dass es unter allen Auswandernden aus Lothringen keine Jenischen gab. Oder auch sogenannte Sinti oder Manouches. Wir haben sie nur noch nicht gesehen. Vielleicht haben wir uns nie dafür interessiert.

 

Denn wir lieben die Menschen am Rand weniger. Viele meiner Vorfahren jedenfalls gehörten zu solchen Randständigen. Wir schätzen es mehr, wenn unsere Vorfahren Bürgermeister und andere Würdenträger gewesen sind. Ich erzähle hier darum gern: Auch unter den Vautrins gab es einen Bürgermeister. Sogar zwei, und zwar in Fribourg-l’Evêque. Am Ende des 17. Jahrhunderts. Allerdings muss man sagen, dass das Dorf nach dem Dreissigjährigen Krieg nur noch 13 Menschen zählte. Kann man an drei Händen abzählen. Irgendeiner musste das machen, Bürgermeister sein. Und wenn’s auch ein Vautrin war. Von Beruf wird der erste Bürgermeister als «laboureur» bezeichnet, so etwas wie ein kleiner unabhängiger Bauer, vielleicht auch ein Landarbeiter.

 

Ich bin stolz, ein Nachkomme von armen Auswanderern aus Lothringen ins Banat zu sein. Denn es war eine gesamteuropäisch bedeutende Wanderungsbewegung. Aber ich freue mich besonders über die Vielfalt, die wir hier noch entdecken können. Denn die Lothringer Auswanderung war kein Einheitsbrei. Historikerinnen und Historiker werden sich künftig vielleicht vermehrt mit den vielen Farben und den inneren Verschiedenheiten beschäftigen, die sich da finden. Es gibt viel zu entdecken: die reiche Geschichte der Armut.

 

[1] Josef Kühn und Arbeitsgemeinschaft für Veröffentlichung Banater Familienbücher: Familienbuch der katholischen Pfarrgemeinde Saint Hubert, Charleville und Soltur im Banat, 1770–1835/1854, Maulbronn-Zeisersweiher 2004, Eintrag Nr. 3475.

[2] Verzeichnis der am 5. Mai 1770 zur Ansiedlung abgegangenen Kolonisten, Österreichisches Staatsarchiv, AT-OeSTA/ FHKA NHK Banat A, 289 fol. 773 v. – 777 (als Fotokopie erhalten).

[3] Nikolaus Hess / Michael Gross: Heimatbuch der Banater Schwestergemeinden St. Hubert-Charleville-Soltur, München 1981, S. 256, sowie mündliche Mitteilung Peter Wottreng, Klagenfurt 2001.

[4] Aus Wikipedia, Stichwort «Herzogtum Lothringen». Carte de la Lorraine et du Barrois dans laquelle se trouvent la Généralité de Metz et autres enclaves, Dressée pour la lecture du Mémoire de M. Durival l'ainé et dédiée au Roy de Pologne Duc de Lorraine et de Bar, Robert de Vaugondy, 1756.

[5] Mainzer Polizeiakten im Staatsarchiv Würzburg, StAWü, MPA /838 I: 8.6,1717, Kopie beim Autor.

[6] Ulrich Friedrich Opfermann: «Seye kein Ziegeuner, sondern kayserlicher Cornet». Sinti im 17. und 18. Jahrhundert. Eine Untersuchung anhand archivalischer Quellen, Metropol-Verlag 2007, S. 66, 89, S. 333, S. 341.

[7] Darstellungen aus 1727, in: Johann Benjamin Weissenbruch: Ausführliche Relation Von der Famosen Ziegeuner-, Diebs-, Mord- und Rauber-Bande, Welche Den 14. und 15. Novembr. Ao. 1726. zu Giessen durch Schwerdt, Strang und Rad, respective justificirt worden. Leipzig / Frankfurt 1727. Digitalisat: SLUB Dresden, abgerufen am 12. Januar 2023.

[8] Ulrich Friedrich Opfermann, zitiert, S. 372.

 

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